Entweder regnet es in Münster, oder es läuten die Glocken.

Landesmuseum von Münster (Foto: Presseamt Münster / Peter Grewer)
Landesmuseum von Münster (Foto: Presseamt Münster / Peter Grewer)

Mein erstes Mal war in Münster.

Münster. So bereitet man sich richtig auf ein Turnier vor: Man feiert die Nacht durch, schläft eine Stunde und lässt sich am nächsten Morgen um sechs Uhr früh von Christian abholen. Im Auto warteten bereits Saskia, als Jurorin und Stefan, im Duo mit einem Bielefelder. Die Fahrt von ca. 3 Stunden verging, dank Christians sicherem Fahrstil, wie im Flug vorbei. Am frühen Vormittag kamen wir im Aldi – Nord – Land an und durften erst einmal in Ruhe frühstücken, alte und neue Gesichter begrüßen. „Dieses Haus würde verurteilten Straftätern die Möglichkeit geben, anstatt ihrer Freiheitsstrafe eine körperliche Züchtigung zu wählen.“

Das war es also – mein erstes Turnier, mein erstes Thema, mein erstes Mal in Münster. War es der enorme Schlafmangel, Christians lockere Art oder die Gesamtatmosphäre in der Aula, die beruhigend auf mich einwirkte? Vermutlich ein Gemisch aus allem und die Erkenntnis, dass jedes Team aus mindestens einem Anfänger bestehen sollte.  Wir verließen den Raum als Zweitplatzierte. Nach einem leckeren, sogar veganen, Mittagessen ging es gleich weiter.

„(Factsheet: Du bist ein junger, liberaler, türkischer Mann in der Türkei.) Dieses Haus glaubt, das Kopftuchverbot in öffentlichen Institutionen (Staatsdienst, Universitäten) sollte aufgehoben werden.“

Das zweite Thema war schon um einiges schwieriger, aber vielleicht genau deshalb so interessant. Erstaunlicherweise, viel mehr für mich erstaunlich als für Christian, holten wir den ersten Platz. Nachdem wir uns mit Glühwein, Plätzchen, Kuchen und allerlei stärkten, waren wir bereit für Runde 3:

„(Factsheet: Es ist Weihnachten. Im sonst unberührten Schnee sind deutlich die Abdrücke des Schlittens des Weihnachtsmanns zu erkennen. Ein Hüter des Rechts schlendert, beseelt von der weihnachtlichen Stimmung, übers Feld. Plötzlich entdeckt er im Schnee ein kleines Buch. Er öffnet es und findet nicht weniger als eine komplette Liste der Verfehlungen aller Erdenbürger. Die Liste des Weihnachtsmannes. Der Polizist erkennt sofort das Potential einer solchen Liste. Ganz hinten im Buch findet er jedoch auch die Adresse des Weihnachtsmannes.) Dieses Haus würde die Liste vernichten.”

Ganz eindeutig mein Lieblingsthema, das zwischen Spaßdebatte und Seriosität balancierte. Der Weihnachtsmann: ein göttlicher Gesandte, dessen Unfehlbarkeit gleichzeitig angezweifelt wurde. Auch diesen Raum konnten Christian und ich, die noch nie zuvor im Club vorher zusammen geredet hatten, Platz 1 belegen. Seltsamerweise hatten sich die Erwartungen umgekehrt: Während ich auf einen guten Platz gehofft hatte, traute uns Christian nicht mehr viel zu. Jetzt war er derjenige, der überrascht war. Nach diesen erfolgreichen Vorrunden trafen wir uns alle wieder in der Aula. „War ein schönes Turnier, aber ich glaub nicht, dass wir ins Finale gebreakt sind“, kommentierte Christian, als die Finalisten verkündet werden sollten.

Das klang wir Musik in meinen Ohren – endlich könnte ich mich zurück lehnen, vielleicht sogar ein bisschen dösen und Glühwein trinken. Ich lehnte mich entspannt zurück, Christian hielt die Ohren offen. „Und auf dem Zweiten Platz: Mainz Anton!“

Die Freude meines Teampartners stieß auf meinen schockierten Gesichtsausdruck. Kein Dösen, kein Glühwein und viel schlimmer: debattieren oben auf der Bühne vor –gefühlt- tausend Menschen.

Dieses Haus würde die 30-Stunden-Woche einführen.“

Nach der üblichen viertel Stunde Vorbereitungszeit, wurde es mir doch ein wenig mulmig. Doch das Lampenfieber verging just in dem Moment als die Debatte anfing. Jetzt hieß es ordentlich zuhören, mitschreiben und sich auf Zwischenrufe konzentrieren, um eine gute letzte Rede hinlegen. Die Stunde verging, das Ergebnis konnte sich doch blicken lassen: 3. Platz für Mainz Anton.

So war das also, mein erstes Mal in Münster und dann auch gleich so erfolgreich und lehrreich. Mit vielen netten Leuten, tollen Gesprächen und anschließender Feier in der Altstadt von Münster.

 

Weitere Informationen unter www.achteminute.de.

 

verfasst durch ein Mitglied des DCJG und Teilnehmerin am Turnier in Münster